175/2024 | Konzertforum nicht überstürzen, sondern faktenbasierte Entscheidungen ermöglichen

Wir beantragen:

1.a) Die Verwaltung führt eine ganzheitliche Organisationsuntersuchung mit Wertschöpfungsprognose zum geplanten Konzertforum am Neckar mitsamt einer Gesamtkostenübersicht als Grundlage für die Abstimmung über den Grundsatzbeschluss durch. Dabei wird abgebildet, wie sich die Unterbringung mehrere Kulturhäuser an der Spielstätte Konzertforum finanziell auf die Stadt auswirkt und über welche städtischen Mittel die anfallenden Baukosten sowie der Erwerb der Grundstücke finanziert werden sollen. Die Trias GmbH verantwortet die Umsetzung der Organisationsuntersuchung und übernimmt die dafür anfallenden Kosten. Die Stadt präsentiert die Ergebnisse nachvollziehbar.

1.b) Die Verwaltung erstellt eine Kostenübersicht über die aktuelle städtische Förderung der betroffenen Einrichtungen und stellt dar, wie sich die Kosten durch die Unterbringung im Konzertforum entwickeln würden.

1.c) Die Verwaltung erstellt eine Übersicht über mögliche freiwerdende Raumpotenziale, die im Falle einer Umsetzung des Konzertforums für andere Nutzungen zur Verfügung stünden.

2.a) Die Verwaltung legt einen Vorschlag vor, wie anstelle der Hotelnutzung ein Baustein mit einer Wohnnutzung und einer Kita untergebracht werden kann.

2.b) Die Verwaltung legt einen Vorschlag vor, wie eine uneingeschränkte Durchwegungslösung für das gesamte Areal hergestellt werden kann.

2.c) Die Verwaltung stellt dar, welche Maßnahmen im Umfeld zeitnah ergriffen werden können, um den Zielen des Sanierungsgebiets Rechnung zu tragen.

2.d) Die finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Stadt Stuttgart ist an die Durchführung eines Werkstattverfahrens gebunden. Die Teilnehmer für das Werkstattverfahren werden von der Stadt Stuttgart vorgeschlagen. Die Aufgabenstellung beinhaltet die Berücksichtigung der Wirkung des Ensembles auf das Quartier ebenso wie die Auswirkungen von Architektur und Gestaltung auf die Bau- und Betriebskosten.

3.a) Das angedachte Konzerthaus erübrigt sich mit der Umsetzung des Konzertforums und wird aus der Kulturprojektliste genommen.

3.b) Im Falle einer Umsetzung des Konzertforums entfallen die angedachten Proberäume in der Villa Berg und werden stattdessen in den Kellergeschossen des Konzertforums ermöglicht.

Begründung:

Die Neuentwicklung des ehemaligen Rilling-Areals zum „Konzertforum am Neckar“ hat das Potenzial das Areal wie auch die städtische Kulturinfrastruktur nachhaltig zu verändern. So steht auf der Pro-Seite nicht nur ein Proben- und Spielort für das Stuttgarter Kammerorchester und deren zweifelsohne gutes Konzept für eine Wirkung auch in den Stadtteil und -bezirk hinein, sondern auch die Integration der Philharmoniker, die zur Sanierung ihrer jetzigen Probestätte einen Interimsbau benötigen würden. Auf der Contra-Seite dagegen kann das Projekt aber auch eine vertane Chance für den Stadtteil bedeuten, der beispielsweise Wohnraum, zusätzliche Kita-Plätze, eine Nahversorgung sowie Aufenthaltsqualität braucht, weshalb wir beim Bekanntwerden der Schließung des Unternehmens Rilling im Jahr 2023 den Aufstellungsbeschluss für einen B-Plan beantragt haben, der die Sanierungsziele aufgreifen sollte. Ohne die Nutzung dieses Areals sind einige Sanierungsziele nicht erreichbar.

Um, wie inzwischen von einigen Fraktionen beantragt, informiert Entscheidung über einen Grundsatzbeschluss fassen zu können, muss das Vorhaben mit seinen Parametern und Konsequenzen ganzheitlich dargestellt werden. Mehrere maßgebende Belange – nicht zuletzt die Finanzierung – sind derzeit ungeklärt.

Zum Antragspunkt 1.a):

Eine ganzheitliche Organisationsuntersuchung mit Wertschöpfungsprognose zum geplanten Konzertforum ermöglicht dem Gemeinderat sowie weiteren Entscheidungsträger*innen, offene Fragen zu klären und eine fundierte Entscheidung über die Zukunft des Projekts und des gesamten Areals zum Wohle der Bürger*innen zu treffen. Hierbei sollen laufende Kosten und Personalbedarfe sowie Zuschüsse an die geförderten Institutionen p.a. abgebildet werden. Außerdem beinhaltet die Prognose eine Darstellung, wie sich die Synergie einer Unterbringung sämtlicher kultureller Einrichtungen an einer Spielstätte Konzertforum optimieren lässt, insbesondere mit dem Ziel der Kostenoptimierung (vgl. Antragspunkt 4). Die für die Beauftragung und Durchführung der Untersuchung anfallenden Kosten trägt der Projektentwickler.

Zum Antragspunkt 1.b):

Die Stadt Stuttgart unterstützt den Betrieb der o.g. Kultureinrichtungen sowie der Bachakademie, die ebenfalls für eine Integration im Gespräch ist, finanziell. Diese Kosten werden sich in der Folge eines Konzertforums verändern. Als Entscheidungsgrundlage soll die Verwaltung daher grob abschätzen, wie sich die Förderkulisse für die bisher drei genannten Einrichtungen verändert, wenn sie Teil eines Konzertforums würden (vgl. Antragspunkt 1a).

Zum Antragspunkte 1.c):

Angesichts des CO2-Bedarfs im Bausektor, eines Mangels ans Flächen für andere Nutzungen und stetig steigende Fördersummen für städtisch geförderte Kultureinrichtungen sprechen wir uns gegen einen massiven Aufwuchs an Flächen für die Hochkultur aus. Neben dem Kammerorchester sollen die Philharmoniker und die Bachakademie ans Konzertforum angeschlossen werden, weitere Interessenten seien willkommen, heißt es. Die Verwaltung erarbeitet eine Übersicht der durch die Integration ins Konzertforum freiwerdenden Kulturräume ggf. inkl. dazugehöriger Infrastruktur wie Verwaltung usw. und deren Eigentümerstrukturen und legt sie vor, um die Potenziale möglicherweise freiwerdender Flächen in die Entscheidung einbeziehen zu können. Bereits angefragt hat PULS die Prüfung der Umnutzungspotenziale im Gustav-Siegle-Haus mit dem Antrag 145/2024.

Zum Antragspunkt 2.a):

Für die im Konzept angedachte Hotelnutzung sollen Alternativen geprüft werden. Ein Bedarf besteht im Quartier an Wohnbau und einer Kindertagesstätte. Der Bedarf an Wohnraum und die benötigten Wohnungsgrößen sowie an Kita-Plätzen im Stadtteil soll dargestellt werden. Die Wirtschaftlichkeit beider Nutzungskonzepte (Hotel und Wohnbau/Kita) soll gegenübergestellt werden.

Zum Antragspunkt 2.b):

Die Durchwegung vom Hermann-Metzger-Platz in das Quartier führt in der aktuellen Planung durch ein Gebäude und ist somit zu den Schließzeiten nicht passierbar. Eine von den Öffnungszeiten des Gebäudes unabhängige Alternative sowie eine uneingeschränkte Durchwegungslösung für das gesamte Areal ist zu entwickeln.

Zum Antragspunkt 2.c):

Die Anwohner*innen der Neckarvorstadt haben mit der Einrichtung des Sanierungsgebiets die Hoffnung auf eine Aufwertung des Quartiers und seiner Infrastruktur verbunden. Teilweise kann das geplante Konzertforum einen Beitrag leisten. Andere Punkte müssen nun erst recht von städtischer Seite vorangetrieben werden, damit nicht der Eindruck entsteht, das Konzertforum verhindere die Ziele des Sanierungsgebiets. Die Verwaltung soll deshalb darstellen, welche der Sanierungsziele wie und wann angegangen werden können. Ebenfalls soll dargestellt werden, welche Sanierungsziele durch das Konzertforum nicht erreichbar sein werden.

Zum Antragspunkt 2.d):

Der Städtebauausschuss und die Architektenkammer haben Kritik am geplanten Bau und dessen Integration in das Quartier geäußert. Aufgrund der Rahmenbedingungen wie der Bedarfe im Quartier und der Lage halten wir weiterhin einen Wettbewerb für das Areal für den richtigen Weg. Für das stattdessen angedachte Werkstattverfahren ist für uns unabdingbar, dass die Stadt Stuttgart die Teilnehmer vorschlägt, um wenigstens in dieser Phase auch einen Blick von außen auf das Projekt zu werfen. Dabei sollen die gestalterische Wirkung auf das Quartier als auch die Auswirkungen der Architektur und Gestaltung auf die – auch durch die Stadt Stuttgart zu tragenden – Bau- und Betriebskosten im Fokus stehen.

Zum Antragspunkt 3.a):

Mit dem Konzertforum wird auch der Initiative für ein Konzerthaus Rechnung getragen, sodass dieser Punkt aus der Liste an angedachten Kulturprojekten genommen werden kann.

Zum Antragspunkt 3.b):

Die Projektgröße der Villa Berg wird ausführlich diskutiert. Die Unterbringung von Proberäumen im Konzertforum – in vorhandenen Kellerräumen – ermöglicht die im Konzept für die Villa Berg enthaltenen Proberäume zu streichen und damit dem Wunsch nach einem verkleinerten Projekt Villa Berg Rechnung zu tragen. Weitere Synergieeffekte zwischen dem Konzertforum und der Villa Berg sowie weiteren Kulturräumen stadtweit sind denkbar und sollen dargestellt werden (vgl. Antragspunkt 1a und 1c).